SIBO, Reizdarm und HPU – die stille Verbindung
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Ständig müde – wenn dein Körper auf Sparflamme läuft
Dein Körper funktioniert – aber irgendwie nur halb. Dein Bauch spielt verrückt, dein Hormonhaushalt gleich mit. Und du fragst dich: Wie kann es sein, dass alle Werte „normal“ sind – und ich mich trotzdem so daneben fühle? Vielleicht steckt dahinter etwas, das kaum jemand auf dem Schirm hat: HPU. Eine Stoffwechselstörung, die so leise wirkt, dass sie in keiner Standarduntersuchung auftaucht – und doch überall ihre Spuren hinterlässt.
1. Was ist HPU (Hämopyrrollaktamurie) oder KPU (Kryptopyrrolurie)?
HPU und KPU sind beides Störungen des Häm-Stoffwechsels, jedoch nicht identisch und werden gleich behandelt. Deshalb ist eine Unterscheidung der Testung auf HPU oder KPU für die Betroffenen nicht zielführend.
Die Namen klingen kompliziert, ist aber leicht erklärt:
- Krypto – versteckt oder unsichtbar
- Pyrrole – kleine Abbauprodukte aus dem Stoffwechsel des Häms
- Urie – dass diese Stoffe über den Urin ausgeschieden werden.
Normalerweise bildet dein Körper ständig Häm – ein lebenswichtiges Molekül, das
- Sauerstoff im Blut transportiert (als Teil des roten Blutfarbstoffs Hämoglobin).
- in der Leber bei der Entgiftung hilft,
- und in den Mitochondrien (dem Kraftwerk unserer Zellen) für Energieproduktion
- und für die Entgiftung sorgt.
Bei HPU läuft dieser Prozess nicht ganz rund. Mehrere Enzyme arbeiten zu langsam oder ungenau – dadurch wird Häm teilweise fehlerhaft gebildet. Dieses „falsche“ Häm kann der Körper nicht verwenden. Er muss es deshalb über den Urin ausscheiden.
Warum wird das zum Problem?
Um die fehlerhaften Stoffe loszuwerden, braucht der Körper bestimmte Mikronährstoffe – vor allen:
- Vitamin B6
- Zink
- Mangan
Dabei geht aber viel von diesen Mikronährstoffen verloren. Mit der Zeit entsteht ein Mangel, der sich auf viele Bereiche auswirken kann:
- Energiemangel und Erschöpfung
- Hormon- oder Zyklusstörungen
- Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit
- Verdauungs- oder Hautprobleme
Man schätzt, dass 10 % der Bevölkerung betroffen sind, wobei Frauen sehr viel häufiger an HPU leiden als Männer. Die KPU wird häufig als „vereinfachte Schwesterdiagnose“ der HPU bezeichnet. Entscheidend ist weniger der Name, sondern zu erkennen, ob ein solcher Mikronährstoffverlust tatsächlich vorliegt und ob er die Beschwerden erklärt.
2. Woran erkenne ich, ob ich eine HPU habe?
Viele Betroffene wissen jahrelang nichts davon, weil die Beschwerden so unterschiedlich sind. Es gibt kein einzelnes Symptom, das eindeutig darauf hinweist – sondern ein ganzes Muster aus kleinen Hinweisen.
Typische Anzeichen können sein:
- Erschöpfung und Energiemangel. Egal wie viel du schläfst – du bist ständig müde. Oft fühlst du dich, als würdest du „auf Reserve laufen“. Der Grund: Dein Körper produziert weniger Energie, weil die Nährstoffe fehlen.
- Hormon- und Zyklusstörungen. Unregelmäßige Zyklen, Stimmungsschwankungen, PMS oder Schilddrüsenstörungen (Hashimoto). Zink und Vitamin B6 spielen bei der Hormonregulation eine große Rolle.
- Stressempfindlichkeit und Reizbarkeit. Kleine Dinge werfen dich aus der Bahn, du reagierst schneller und gereizt oder ängstlich. Das hängt mit der Bildung von Neurotransmittern zusammen (z.B. Serotonin, Dopamin) – und auch hier braucht dein Körper Vitamin B6.
- Verdauungsprobleme. Blähungen, SIBO, Reizdarm, Völlegefühl, wechselnde Verdauung oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten treten häufig auf. HPU schwächt die Schleimhaut im Darm und kann die Entgiftung über die Leber beeinträchtigen.
- Haut, Haare, Fingernägel. Brüchige Nägel, Haarausfall oder unreine Haut sind oft ein Zeichen eines Zinkmangels – ein klassischer Begleiter der HPU.
- Schwermetall- und Schadstoffansammlung. Die fehlende Enzymaktivität in der Leber und Mikronährstoffmangel verhindern, dass Schwermetalle effektiv ausgeschieden werden.
- Konzentrations- und Gedächtnisprobleme. Viele Betroffene beschreiben das Gefühl von „Gehirnnebel“ (Brain Fog). Die Gedanken sind träge und die Konzentration schwer zu halten.
3. Wie kann ich feststellen, ob ich eine HPU habe?
Der HPU-Test erfasst, ob im Urin vermehrt HPL nachweisbar ist. Damit bietet der Test eine unkomplizierte Möglichkeit, selbst aktiv zu werden und mehr Klarheit zu bekommen.
Wie der Test funktioniert:
HPU-Tests können direkt über spezialisierte Labore 👉(medivere oder Test) zertifizierte Anbieter bestellt werden. Das Testkit enthält alle benötigten Materialen zur Urinabnahme und den Rückversand ins Labor. Der Test erfasst, ob im Urin vermehrt HPL nachweisbar ist. Dazu wird entweder eine Morgenurinprobe oder ein 24-Stunden-Urin untersucht:
- Für jüngere Personen und bei erstmaligem Verdacht reicht in der Regel der Morgenurintest.
- Bei lang bestehenden Beschwerden, chronischen Erkrankungen oder erhöhter Belastung empfiehlt sich der 24-Stunden-Test, da er die HPL-Ausscheidung über den ganzen Tag berücksichtigt.
Vor der Probenentnahme sollte man mindestens zwei Wochen lang keine Nahrungsergänzungen mit Vitamin B6, Zink oder Mangan einnehmen, weil diese das Testergebnis verfälschen können. Auch Antibiotikatherapien oder außergewöhnlicher Stress sollten vor dem Test vermieden werden. Am Tag vor dem Test solltest du ausreichend trinken (1,5 l).
Ergänzend zum HPU-Selbsttest kann eine Mikronährstoffuntersuchung im Vollblut sehr hilfreich sein, um den Nährstoffstatus genauer zu beurteilen. Bei passenden Symptomen lohnt es sich, weitere Wert wie den Zonulin-Spiegel (Hinweis auf die Darmbarriere), den Histaminspiegel sowie Schilddrüse kontrollieren zu lassen. So erhältst du ein umfassendes Bild deiner Stoffwechsellage und kannst die Therapie gezielter an deine Bedürfnisse anpassen.
4. Wie HPU eine SIBO (Dünndarmfehlbesiedlung) fördert?
Eine SIBO (Small Intestinal Bacterial Overgrowth) entsteht, wenn sich Bakterien aus dem Dickdarm im Dünndarm vermehren. Bei HPU kommen mehrere begünstigende Faktoren zusammen:
- langsame Darmtätigkeit (Motilitätsstörung)
- reduzierte Magensäureproduktion durch Mikronährstoffmangel
- schwache Entgiftungskapazität
- geschwächte Schleimhautabwehr
Das Ergebnis: Gärung, Blähungen, Völlegefühl, Verstopfung oder Durchfall – klassische SIBO-Symptome. Man vermutet, dass Fehlbesiedlung auch silent inflammation (stille Entzündungen) auslösen können – ein häufiges Begleitthema der HPU.
5. Therapie und Nährstoffe
Bei HPU sind vor allem diese Mikronährstoffe essenziell:
-
Aktives Vitamin B6 (Pyridoxal-5-Phosphat, P5P): Wichtig, da die inaktive Form des Vitamins im Körper oft nicht ausreichend aktiviert wird, besonders bei Zinkmangel. P5P unterstützt viele enzymatische Reaktionen, insbesondere die Entgiftung und den Energiestoffwechsel.
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Zink: Ein Cofaktor für über 300 Stoffwechselprozesse, u.a. für die Aktivierung von Vitamin B6 und die Regeneration von Zellen. HPU führt zu vermehrtem Zinkverlust, der allein durch Ernährung oft nicht ausgleichbar ist.
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Mangan: Beteiligung an zahlreichen Stoffwechselprozessen, ebenfalls durch HPU vermehrt verloren.
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Weitere B-Vitamine: Diese sollten im Rahmen einer Therapie oft ergänzt werden, da sie zusammenwirken.
-
Aminosäuren wie Glycin: Unterstützen die Häm-Synthese.
Die gezielte Zufuhr dieser Mikronährstoffe stabilisiert den Stoffwechsel, entlastet die Leber und reduziert Symptome. Die Dosierung sollte immer individuell angepasst und idealerweise durch einen Therapeuten begleitet werden.
Die Behandlung dauert in der Regel mindestens 6 bis 12 Monate, bis spürbare Verbesserungen einsetzen. Besonders wichtig ist Geduld und eine regelmäßige Anpassung der Dosierung durch einen Therapeuten. Neben der Nahrungsergänzung empfiehlt sich eine angepasste Ernährung, Stressreduktion und ein toxinarmes Umfeld, um den Körper bestmöglich zu entlasten und zu stabilisieren.
Die HPU bleibt wahrscheinlich ein Leben lang bestehen, kann aber mit einer guten Mikronährstofftherapie und einem angepassten Lebensstil sehr wirkungsvoll ausgeglichen werden. Wichtig ist, dass du weißt, was in deinem Stoffwechsel anders läuft und was du selbst tun kannst, damit es dir wieder gut geht.
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Disclaimer: Die Inhalte dieses Blogartikels dienen ausschließlich der allgemeinen Information und ersetzen keinesfalls eine professionelle medizinische Beratung, Diagnose oder Behandlung durch einen Arzt oder Heilpraktiker. Bei gesundheitlichen Beschwerden, Verdacht auf SIBO, Lebererkrankungen oder anderen medizinischen Problemen solltest du immer einen qualifizierten Facharzt aufsuchen. Die vorgestellten naturheilkundlichen und wissenschaftlichen Empfehlen sind sorgfältig recherchiert, ersetzen aber nicht die individuelle Beratung und Therapie durch einen Experten. Die Umsetzung der Tipps erfolgt auf eigenen Verantwortung
Quellen: MDPI 2023, PubMed 2024
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