SIBO – Was ist das?
Morgens ist der Bauch noch flach und nach der ersten Mahlzeit denkst du, du bist schwanger. Dein Bauch gleicht einer Kugel. Dafür kann SIBO (Small Intestine Bacterial Overgrowth), eine Dünndarmfehlbesiedlung (DDFB) und bei Reizdarmsyndrom (RDS) eine oft ignorierte Ursache sein. Du hast einen Blähbauch mit Bauchschmerzen, weil die entstehenden Gase nicht abgehen. Es gibt drei verschiedene Formen, bei denen Durchfall, Verstopfung oder ein unklares Denkvermögen (Brain Fog) auftreten. Bislang wurden alle Beschwerden oder nicht erklärbare Symptome pauschal unter Reizdarmsyndrom gestellt. Man nimmt an, dass weltweit ca. 11 % der Bevölkerung betroffen sind.
Zu viele Bakterien am falschen Platz
Zwischen Dünn- und Dickdarm verhindert eine Schleimhautklappe (Ileozökalklappe), dass Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm wandern. Ist die Darmmotorik gestört und/oder die Funktion der Klappe beeinträchtigt, können sich die Bakterien aus dem Dickdarm in den Dünndarm ausbreiten. Dann spricht man von einer Dünndarmfehlbesiedlung. Kurz gesagt: zu viele Bakterien am falschen Platz. Sie gehören dort einfach nicht hin.
Der Dünndarm hat eine geringere Zahl an Bakterien und dort findet die Kohlenhydrat-, Eiweiß und Fettverdauung statt. Die ungebetenen Gäste stehen als erste am Buffet und bedienen sich reichlich. Sie scheuen sich nicht, sich über die wichtigen Nähr-, Mineralstoffe und Vitamine herzumachen. Daraus resultiert häufig ein Leaky-Gut-Syndrom, ein durchlässiger Darm.
Folgen davon können Nahrungsmittelunverträglichkeiten, Autoimmunreaktionen oder systemische Entzündungen sein. Zusätzlich produzieren die Bakterien Abfallstoffe (Toxine), die zu einer Vielzahl an Symptomen führen.
Inhaltsverzeichnis
Symptome einer Fehlbesiedlung
- Die Beschwerden beginnen 30 – 60 Minuten nach dem Essen.
- Die Einnahme von Ballaststoffen verschlimmern die Verstopfung und andere Reizdarm-Symptome.
- Chronisch niedrige Eisenwerte ohne weiteren ersichtlichen Grund.
- Stark aufgeblähter Bauch, Blähungen, die nicht abgehen und/oder übel riechen, Aufstoßen, Verstopfung oder Durchfall.
- Übelkeit, Sodbrennen und Mundgeruch
- Vitamin D-, Vitamin K- und Vitamin B12-Mangel
- Weitere Symptome die mit einer SIBO in Verbindung gebracht werden: Schilddrüsenunterfunktion, Laktoseintoleranz, Gallensteine, Morbus Crohn, chronische Bauchspeicheldrüsenentzündung, nicht-alkoholbasierte Fettleber, Rosacea.
- Außerdem geben die Bakterien Giftstoffe an den Darm ab, die den Hormonhaushalt stören können. Auch Konzentrations-, Gedächtnisstörungen und Depressionen können die Folge sein.
Wie wird SIBO diagnostiziert?
Die Diagnose stellt man zum einen über die charakteristischen Symptome und dann zusätzlich über den Atemtest und Mikrobiom-Stuhltest fest. Den perfekten Test gibt es noch nicht. Der Dünndarm ist ein schwer zugänglicher Ort. Wenn man bei der Endoskopie (Magen-Darmspiegelung) Proben nehmen will, reicht die Magenspiegelung nur in den oberen Teil und die Dickdarmspiegelung nur in den unteren Teil. Der mittlere Teil, der beträchtlich ist, ist nicht zugänglich (außer durch Operation oder drahtlose Kapselendoskopie). Glücklicherweise gibt es nicht-invasive Tests wie den Atem- und Stuhltest. In Deutschland gibt es noch keinen Test, der die Schwefel-Wasserstoff-Variante über die Atemluft nachweisen kann. Das Ergebnis des Atemtests gibt einen indirekten Hinweis darauf.
Die Untersuchung des Atems
Glukose-Atemtest
Glukose wird im oberen Teil des Dünndarms verstoffwechselt, kann aber auch von Bakterien verdaut werden, die dabei Hydrogen (H2 – Wasserstoff) produzieren. Wenn der Glukose-Atemtest den Hydrogenspiegel ansteigen lässt, bedeutet dies, dass im oberen Teil des Dünndarms Bakterien sind, die uns die Glukose vor dem eigenen Verdauen „wegschnappen“. Ein solches Testergebnis ist zuverlässig. Es hat den Nachteil, dass es nichts darüber aussagt, ob SIBO auch im unteren Teil des Dünndarms ist. Was beim Verstopfungstyp sehr wahrscheinlich ist.
Wenn der Glukosetest negativ ist, ist zusätzlich ein Lactulose-Test erforderlich, um auf SIBO im mittleren und unteren Dünndarmabschnitt zu testen. Wichtig ist, dass dieser dann außer Hydrogen (H2) auch Methan (CH4) anzeigt. Denn, wenn ein Lactulose-Test negativ ist, der nur Hydrogen gemessen hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass dem Beschwerdebild eine erhöhte Methanbildung zugrunde liegt. Hier muss idealerweise der Atemtest mit einem Mikrobiomtest kombiniert werden. Dabei werden dann die wasserstoff-, methan- und schwefelproduzierenden Bakterien gemessen.
Laktulose-Atemtest
Menschen können Laktulose nicht verdauen oder aufnehmen. Nur die Bakterien im Darm tun dies und produzieren dabei Gas (Hydrogen, Methan). Der SIBO-Atemgastest wird mit Laktulose (nicht Laktose) durchgeführt. Laktulose kann ausschließlich durch die Darmbakterien fermentiert werden. Der Vorteil dieses Tests besteht darin, dass er auch ein bakterielles Wachstum im mittleren und unteren Teil des Dünndarms diagnostizieren kann. Es wird angenommen, dass dies häufiger vorkommt. Normalerweise kommt die Laktuloselösung nach ca. 2 Stunden im Dickdarm an und wird dort von den natürlicherweise vorkommenden Bakterien abgebaut.
Ist das nach 3 Stunden Testzeit nicht der Fall, wurde das schon vorher abgebaut. Und das von den Schwefelwasserstoff produzierenden Bakterien im Dünndarm. Welches Gas im Test am stärksten nachweisbar ist gibt Auskunft, ob es sich um eine Methan- oder Wasserstoff-SIBO handelt. Es kann im gesamten Test auch kein Gas ansteigen, dann spricht man von einem Flatline-Ergebnis, das auf die Schwefelwasserstoff-Variante hinweist.
Neu in den USA erhältlich (September 2020) ist ein Lactulose-3-Gas-Test (Triosmart), der neben Wasserstoff und Methan auch Schwefelwasserstoff misst.
Die Untersuchung des Mikrobioms?
Mit Hilfe der Analyse des intestinalen Mikrobioms können schwefelwasserstoff-bildende Mikroorganismen erfasst werden. Grundsätzlich sollte immer der SIBO-Atemtest mit der Analyse des Darmmikrobioms kombiniert werden. Es lassen sich durch die Analyse des Mikrobioms weitere wichtige Trigger-Faktoren für die Diagnose und Planung der richtigen Therapie finden.
Dieser Test gibt auch Aufschluss über die Position und Verbreitung der Bakterien. Damit kann man den Schweregrad besser erkennen und einschätzen.
Was ist der Unterschied zwischen Methan-, Wasserstoff- und Schwefelwasserstoff-SIBO?
Eine Methan-dominante SIBO wurde jetzt in IMO (Intestinal Methanogen Overgrowth) umbenannt. Forschungsergebnisse von Dr. Pimentel haben darauf hingewiesen, dass die Archaeen, die Methangas verursachen auch den Dickdarm überwuchern können und die Bezeichnung SIBO nicht mehr korrekt ist.
Drei unterschiedliche Formen von Gasbildung und Symptomen:
Schwefelwasserstoffbildung
Sulfat-reduzierende Bakterien verbrauchen Kohlenhydrate und produzieren Schwefelwasserstoffgas. Dafür steht im Moment in Deutschland noch kein Atemtest zur Verfügung und man weiß noch nicht genau, ob sie sich im Dünndarm, Dickdarm oder beides vermehren.
Schwefelwasserstoff-dominanter SIBO wird hauptsächlich mit Durchfall, manchmal auch mit Verstopfung in Verbindung gebracht. Entzündungen, Blasenentzündungen, faulig riechende Darmgase, unklare Körper- und Muskelschmerzen, Reizblase, Verschlechterung durch schwefelhaltige Nahrungsmittel.
Wasserstoffbildung
Wasserstoff entsteht im Darm allein durch bakterielle Zersetzung von Kohlenhydraten (Zuckern). Bei wasserstoff-dominantem SIBO sind die häufigsten Symptome Durchfall oder wechselnder Stuhlgang, Krämpfe, Schmerzen und Fibromyalgie.
Methangasbildung
Schließlich verursachen Methangase eine dritte Art Bakterien, die eigentlich keine Bakterien sind. Sie sind technisch gesehen Archaeen, eine andere Art von mikroskopisch kleinen Organismen, die im Darmmikrobiom leben. Es entsteht Übelkeit und Aufstoßen. Methangas macht den Darm träge und die Transportzeit ist langsamer, dadurch entsteht eine hartnäckige Verstopfung. Darmwinde können nicht abgehen. Archaeen sind auch als Adipositas-Erreger bekannt, die zusätzliche Kalorien aus der Nahrung gewinnen. Deshalb kann es Ursache für eine unerklärliche Gewichtszunahme sein.
Wie wird der Test durchgeführt?
Von zuhause aus mit einem Home-Kit. Die Tests sind in zahlreichen Laboren erhältlich.
In dem Testset befinden sich alle benötigten Materialien für die Probenentnahme. Die Testlösung ist Lactulose, weil diese vom Darm selbst nicht aufgenommen wird und man so genau die bakterielle Besiedlung des Dünndarms herauslesen kann.
In regelmäßigen Abständen wird eine Atemgasprobe gewonnen. Durch die Höhe des Gasanstieges ist eine Beurteilung möglich, in welchem Darmabschnitt die Fehlbesiedelung liegt. Je nach der Höhe des Gasanstieges ist der Schweregrad zu beurteilen. Von Höhe und Ort der Fehlbesiedelung hängt dann auch die Therapie ab.
Der Test dauert insgesamt 3 Stunden. Nach der Probengewinnung ist es wichtig, den vorbereiteten Begleitschein auszufüllen. Das Probenröhrchen und den unterschriebenen Anforderungsschein in das Rücksendekuvert stecken und das bei der Post oder zu einem Briefkasten bringen. Vermeide die Probeneinsendungen vor dem Wochenende oder vor Feiertagen. Innerhalb weniger Tage bekommst du einen individuellen Laborbefund.
Wie du Fehler beim Testen vermeidest
- Morgens nüchtern durchführen.
- 12 – 16 Stunden vorher nichts mehr essen.
- Vor allem keine zuckerhaltigen Getränke, auch keine Light-Produkte.
- Am Tag zuvor keine ballaststoffreichen Nahrungsmittel, Kohl- oder Krautgerichte. Keine Früchte und fruchtzuckerhaltige Getränke.
- Rauchen und Kaugummi 12 Stunden vorher einstellen.
- Am Morgen ein Glas lauwarmes Wasser trinken, um die Bakterien auszuschwemmen.
- Den Test vor dem Zähneputzen durchführen.
Was tun, wenn der Test positiv ist?
Vor allem strategisch vorgehen. Die diagnostische Abgrenzung ist immer noch schwierig. Es müssen die Gründe für die im Dünndarm angesiedelten Dickdarmbakterien gefunden und beseitigt werden. Klinische Untersuchungen wie Ultraschall, Magen-Darm-Spiegelung und andere ergänzende Untersuchungen müssen schwerwiegende Erkrankungen ausschließen. Ein Darmcheck über die Beschaffenheit des Mikrobioms ist ebenso wichtig, wie die Kontrolle von Nährstoffen, Nahrungsmittelintoleranzen, Mineralien und Vitaminen im Blut. Nach der Ursachenfindung müssen im zweiten Schritt Bakterien reduziert werden. Gleichzeitig die passende Ernährung gefunden und vor allem Rückfälle verhindert werden.
Ursachen erkennen
- Zu wenig Magensäure durch Einnahme von Magensäureblockern oder eine bakterielle Infektion (Helicobacter) des Magens
- Eine zu langsame Beweglichkeit des Dünndarms (z. B. durch Störung eines dünndarmeigenen Reinigungsmechanismus).
- Verdauungsschwäche: Veränderung der Menge und Qualität des Bauchspeicheldrüsensaftes (exokrine Pankreasinsuffizienz) kann ebenso einen negativen Einfluss auf das Wachstum von Mikrobakterien im oberen Dünndarm haben.
- Wenn die Verbindung zwischen der Klappe (Ileozökalklappe) und dem Dick- und Dünndarm gestört ist. Ist sie defekt, gelangen die Dickdarminhalte und damit die Bakterien in den Dünndarm. Sie werden in die verkehrte Richtung befördert.
- Lebensmittelvergiftungen
- Erkrankungen der Gallenwege
- Anatomische Veränderungen (z. B. nach Darmoperationen, Verklebungen (Adhäsionen)
- Immunschwäche
- Ursache können auch Veränderungen sein, die die Ansiedelung von Bakterien fördern. (Divertikel-Ausstülpungen der Darmwand).
- Einnahme von Histaminblocker.
- Durch zu viele Milchsäurebakterien in Form von Probiotika durch eine Überdosierung. (Studie von Dr. Rao, Neurogastroenterologe aus Georgia/USA).
Bakterien reduzieren
Antibiotika-Behandlung
Sie greift die bakterielle Überwucherung frontal an. Die Schulmedizin bietet eine Antibiotika-Therapie (Rifaximin) an. Es ist die erste Wahl für Gastroenterologen. Es wird Rifaximin und Neomycin verwendet. Rifaximin zeigt kaum Resistenzen. Sie verbleiben im Darm und haben lokale Wirkung. Sie haben keine systemischen Nebenwirkungen, die dann z.B. Harnwegsinfektionen verursachen. Rifaximin kann für alle Formen von SIBO verwendet werden. Metronidazol, ein systemisches Antibiotikum, wird ebenfalls verwendet. Metronidazol ist eine wirksame Alternative zu Neomycin, die derzeit bei Cedars-Sinai untersucht wird. Neomycin ist wirksam bei Verstopfung und wird zusätzlich zu Rifaximin als doppelte Antibiotika-Therapie eingesetzt.
Wenn abwechselnd Durchfall und Verstopfung vorhanden sind, wurde die alleinige Anwendung von Rifaximin vorgeschlagen. Laut einer Studie (https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4030608/) ist die Verwendung des gleichen Antibiotikums, wenn ein Rückfall besteht, nur sinnvoll, wenn zwischen der Erstbehandlung und dem Rückfall mehrere Monate liegen. Falls die SIBO innerhalb weniger Tage oder Wochen nach der letzten Therapie wiederkehrt, kann es sein, dass Betroffene zwei oder drei verschiedene, niedrig dosierte Antibiotika benötigen, die alle zwei Wochen gewechselt werden sollten.
Meistens genügt eine Therapiedauer von 7–10 Tagen, um eine Verbesserung der Beschwerden zu erreichen, die für Monate anhalten kann. Manche Patienten benötigen jedoch auch eine längere Therapiedauer. Wichtig ist zu verstehen, dass es für die Behandlung von SIBO keine schnelle Lösung gibt. Es ist ein sehr komplexer Zustand. Es gibt glückliche Menschen, bei denen es sich nach einer kurzen Zeit enorm verbessert. Die Mehrheit muss einige Zeit damit verbringen, ihren Darm zu heilen.
Danach müssen vorbeugende Maßnahmen folgen. Mit den Antibiotika wird auch nicht die Ursache behandelt. Studien haben gezeigt, dass pflanzliche Alternativen gleichwertig sind. Die antibakterielle und anti-entzündliche Wirkung wurde bereits in klinischen Studien im Zusammenhang mit dem Reizdarmsyndrom oder anderen Magen-Darm-Krankheiten untersucht.
Pflanzliche Alternative
Die pflanzliche Alternative kann nach dem aktuellen Wissen eingesetzt werden. Es ist eine Option für die, die auf die Antibiotika nicht reagiert haben und auch aus persönlichen Erwägungen nicht wollen. Entscheidend ist die richtige Kombination und passende Dosierung zu finden. Die verschiedenen Formen von SIBO brauchen unterschiedliche Therapien. Ist die Bakterienlast zu hoch, ist ein mehrphasiges und mit Wirkstoffen rotierendes Vorgehen notwendig. In jeder Runde werden die pflanzlichen Wirkstoffe ausgetauscht. Das verhindert das Risiko der Resistenzbildung.
Eine individuelle Kombination aus ein bis drei der folgenden pflanzlichen Antibiotika/ätherischen Öle:
- Allicin aus dem Knoblauch, das in Deutschland am häufigsten verwendete Produkt heißt „Allimax“. Das über das Internet erhältliche deutlich höherdosierte amerikanische Produkt ist „Allimed“) Vorsicht: Darf nicht bei Schwefelwasserstoffbildung eingesetzt werden, es verschlimmert die Symptome.
- Oreganoöl – in Kapseln oder als Öl
- Berberin in konzentrierter Form in Kapseln erhältlich
- Neem als Extrakt aus dem Niembaum
- Schwarzkümmel aufgrund der Biofilm-lösenden Eigenschaften und Wirkkraft der antibakteriellen Substanzen
- Owergrowth-Kapseln
- AC 7 Biogena Kapseln
Ernährung anpassen
Den falsch angesiedelten Dickdarm-Bakterien im Dünndarm, muss die Nahrungsgrundlage entzogen werden. Zur Entlastung des Darmes ist die richtige Ernährung und Einhalten einer Esskultur die wichtigste Maßnahme. Sie unterstützt die Verdauung und Heilung der geschädigten Darmschleimhaut. Eine längerfristige Reduzierung von stark gluten- und zuckerhaltigen Nahrungsmitteln ist sinnvoll.
Nach 6 Wochen Karenz, versucht man wieder ganz langsam die Kohlenhydrate in die Nahrung einzubauen. Hier kann eine FODMAP-Ernährung richtig sein.
Hier noch Beispiele SIBO Spezifischer Nahrungsumstellungen/Diäten:
- Spezifische Kohlenhydratdiät (SCD)
- „Darm- und Psychologie-Syndrom-Diät“ (GAPS-Diät)
- Low-FODMAP-Diät (LFD)
- SIBO-Specific Food Guide (Dr. Siebecker)
- SIBO Bi-Phasic Diet (Dr. Jacobi)
- Cedars-Sinai-Diät
- Fast-Track-Diät für IBS (Reizdarm) oder verschiedene Formen von Paleo-Diäten kommen zum Einsatz
Verbessern sich trotz FODMAP-Diät die Symptome nicht, solltest du nach Alternativen suchen. Denke daran, dass sich die Symptome der SIBO-Beschwerden bessern können, aber eine vollständige Heilung der Darmschleimhaut damit nicht erreicht wird.
Bei der Ernährung reduziert man fermentierbare Kohlenhydrate/Saccharid:
- Stärke und resistente Stärke
- Lösliche Fasern
- Zucker (in allen Formen)
- Präbiotika wie Inulin, Fructo-Oligosaccharide, Galakto-Oligosaccharide, Arabinogalactan
Diese sind enthalten in:
- Getreide, stärkehaltiges Gemüse
- Resistente Stärke sind in Vollkornprodukten, Hülsenfrüchte und Samen
- Lösliche Fasern sind in Getreide, Nüssen, Samen, Obst, Gemüse und Bohnen
- Zucker in Früchten, Süßstoffe, gesüßte Getränke, Säfte
- Präbiotika aus Gemüse, Wurzeln/Kräuter, Bohnen, Nahrungsergänzungsmittel mit Inulin oder Oligosaccharide
Verdauungsverbesserung
- Akazienfaser oder Guarkernmehl
- Enzyme
- Bitterstoffe
- Betain-HCL
- Daosin / Daozym
- Iberogast
Darmbewegung erhöhen
Der Darm kennt nur Verdauung oder Reinigung. Entweder er verarbeitet Nahrung und nimmt die wichtigen Stoffe auf oder er reinigt sich durch den MMC (migrating motor complex). Während der Verdauung kann er sich nicht reinigen. Das bedeutet, wenn man ständig isst, hat der Darm keine Möglichkeit sich zu reinigen. Außer in der Nacht. Da gehen ständig Reinigungswellen durch den Darm und das verhindert die Fehlbesiedlung. Deshalb sind auch Essenspausen so wichtig. Das Gluckern, das wir manchmal als unangenehm empfinden, ist das Reinigungsgeräusch des Darms. Er putzt sich gerade. Außerdem Darmbewegungen durch regelmäßige Spaziergänge anregen. Zusätzlich die Verdauung mit Bitterstoffen oder Prokinetika (Medikamente, die die Darmbewegungen anregen) unterstützen.
Ingwer regt die Bewegung des Darms an und wird deswegen gerne als pflanzliches Prokinetikum eingesetzt. Ein Prokinetikum unterstützt den sogenannten Migrating motor complex (MMC). Die Scharfstoffe der Ingwerwurzel wirken nicht nur bewegungsfördernd, sondern auch entzündungshemmend, antioxidativ und gegen verschiedene Formen der Übelkeit. Probiotika sind bei der Behandlung von SIBO sehr umstritten. Die Flora sollte erst nach der Behandlung von SIBO wieder vorsichtig aufgebaut werden.
Verhinderung eines Rückfalls
Oft kommt es nach der erfolgreichen Behandlung im weiteren Verlauf zu einem Rückfall, d.h. dem erneuten Auftreten von Bakterien in Dünndarmabschnitten. Vor allem, wenn Ursachen für die Fehlbesiedelung nicht behandelt wurden. Für die Betroffenen bedeutet dies in der Regel das Wiederauftreten von Symptomen.
- Abstand von 4-5 Stunden zwischen den Mahlzeiten. Ohne „Snacken“ hat der Darm ausreichend Zeit vom Verdauungs- in den Reinigungsmodus zu schalten. Funktionierende Reinigungswellen sorgen für das Ausschwemmen von Bakterien und Nahrungsrückständen.
- Aktivieren der Reinigungswellen durch Prokinetika, Mittel zur Beweglichkeit des Dünndarms
- Einhaltung einer spezifischen SIBO-Nahrungsumstellung, insbesondere in den ersten Wochen nach der Behandlung mit Reduktion von Kohlenhydraten
- Absetzen (Ausschleichen!) von Magensäure-Hemmern wie z.B. Pantoprazol, Omeprazol und Antazida, da diese die Verdauung verschlechtern und die Fehl-Besiedelung des Dünndarms mit Bakterien erleichtern.
- Unterstützung der Verdauungsfunktion durch Zufuhr von Bitterstoffen oder rechtsdrehender Milchsäure. Oder sogar Betain-HCL bei Magensäuremangel.
- Osteopathische Therapie bei anatomischen Problemen. Vor Operationen oder Problemen mit der Ileozökalklappe.
- Behandlung evtl. neurologischer oder rheumatologischer Grunderkrankungen
- Stressabbau
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.
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Quellen
https://reposit.haw-hamburg.de/bitstream/20.500.12738/8829/1/Ludewig_geschwaerzt.pdf
Pimentel M. Review of rifaximin as treatment for SIBO and IBS. Expert Opin Investig Drugs 2009;18:349–58.9)
https://medicalforum.ch/de/detail/doi/smf.2018.03208
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